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Aus dem Leben eines Blindenführhundes

Die Hündin erzählt uns von ihrer Ausbildung und von ihrem Glück, nun mit einem Herrchen zu leben, bei dem ihr Leben nicht mehr nur aus Arbeit und Gehorsam besteht.

 

An ihre Ausbildung erinnert die Hündin sich nicht gern zurück: Das war harte Arbeit. Es wurde viel trainiert und war anstrengend für den Kopf. Dabei herrschte viel Druck, wir mussten sehr sehr schnell verstehen, mussten stets und ständig konzentriert und zuverlässig sein. Wenn etwas nicht klappte, wie es sollte, wurde es wiederholt bis es saß. Zum Nachdenken und zum Verarbeiten des neu Gelernten gab es kaum Zeit, es kam gleich das Nächste zum Lernen. Ich war ehrgeizig und wollte alles richtigmachen. Aber den Spaß am Lernen hat das ganze Pensum verdorben und um stolz zu sein blieb gar keine Zeit.

Die Trainer waren nett, aber es gab keine besondere Bindung zu ihnen. Im Nachhinein würde ich sagen, dass dort ein richtiger Drill herrschte, eben weil wir immer absolut zuverlässig in jeder Alltagssituation agieren sollten.

Die Ausbildung war kein Zuckerschlecken und erforderte viel Disziplin. So gerne ich mich auch mal mit den anderen vergnügt hätte, spielen war nicht drin. Abends war ich einfach nur noch müde und sehnte mich nach den langen Trainingstagen nach Jemandem zum ankuscheln. Jeden Abend habe ich mir gewünscht, dass ich bald fertig bin mit Lernen und zu meinem Menschen komme und dass er lieb zu mir ist und mich nicht so dolle fordert.

Die Ausbildung war nicht gut, aber ich konnte schon alles, als mein Herrchen kam und mich abholte. Er brauchte mir nichts mehr beibringen. Ganz im Gegenteil, bei ihm durfte ich alles, was unnötig war, wieder ablegen und vergessen. Der ganze Drill hatte ein Ende und meine Wünsche wurden erhört.

 

Am Anfang war ich sehr aufgeregt, wollte gefallen und funktionieren. Ich wollte zeigen was ich gelernt hatte und wie gut ich darin war. Ich wusste anfangs auch gar nicht, wie lange ich bleiben würde und wollte alles richtigmachen. Ich habe gar nicht richtig geschlafen, war in ständiger Bereitschaft und mir ist das Ausmaß meiner Verantwortung erst richtig klar geworden.

Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass bei meinem Herrchen gar nicht diese Ernsthaftigkeit im Alltag herrscht. Ich nehme meine Aufgabe schon ernst und passe gut auf mein Herrchen auf. Aber mit ihm unterwegs zu sein ist keine Arbeit, auch wenn ich mich manchmal zusammennehmen und konzentrieren muss. Und ich schnüffele auch oft herum und spiele mit anderen Hunden.

 

Das Wichtigste in meinem Leben ist mein Herrchen. Er ist der beste Mensch auf der Welt. Es gibt andere sehr nette Menschen, die ich mag, aber mein Herrchen ist einfach der Beste. Wir sind immer zusammen, wir sind ein Team. Ich darf immer in seiner Nähe sein und seine Herzenswärme spüren. Ich genieße seine Streicheleinheiten. Die Wärme in meiner Welt kommt durch mein Herrchen, er ist der Mittelpunkt meiner Welt. Mein Leben ist wunderbar und perfekt durch ihn und ich liebe ihn über alles.

 

Und auch die Botschaft der Hündin für uns Menschen wollen wir euch nicht vorenthalten:

  

Wie könnt ihr es in diesem Lärm des Alltags, der Straßen und Städte aushalten? Ich habe gelernt, diese Geräusche auszuhalten und dennoch finde ich sie schrecklich. Es ist purer Stress, daher vergesst nie zum Ausgleich die Stille wertzuschätzen. Die Menschen sind oft so unachtsam. Könntet ihr doch alles ruhiger angehen, ruhiger unterwegs sein. Die Vielfalt eurer Sinne nutzen und eure Sinne schulen, das Leben um euch herum mehr wahrnehmen und euer eigenes Leben mehr genießen.

Viele Menschen sind auch unfair zu ihren Hunden, die müssen mit in ihrem Tempo, werden angeschnauzt, weil der Mensch so hektisch ist.

Dabei sollte man einen Hund immer liebhaben, denn wir haben unseren Menschen auch immer lieb. Ihr seid das Tollste in unserer Welt und wenn ihr wütend seid, dann macht uns das traurig. Wenn ihr unausgeglichen und gestresst seid, dann verunsichert uns das. Aber wenn ihr uns einfach liebhabt, dann wird unsere ganze Welt ganz warm und wohlig und alles, einfach alles ist schön.